Fußball
Die Kinder spielten auf dem von hohen Gittern umzäunten und von knorrigen, ausladenden Bäumen dunkel beschatteten Platz Fußball.
Die Sonne warf ein gelbes Quader durch die Äste hindurch auf die graue Asche.
An Rand des Platzes stand der kleine, gedrungene J.
„Lasst mich mitspielen", rief er.
„Du kannst es nicht", rief einer zurück.
„Ich weiß, ich treffe den Ball schlecht. Ich tret zu, er springt mir vom Fuß."
„Du hast Überdruck", sagte K., der jetzt vor ihm stand.
„Kann einer mit Überdruck nicht mitspielen!" J. stampfte mit dem rechten Fuß dreimal heftig auf. Er funkelte aus großen Augen, seine Schultern zog er hoch, als wolle er die Gruppe Kinder vor ihm sogleich mit märchenhaft riesigen Flügeln zudecken.
„Siehst du", sagte K., „so bist du."
Jetzt griffen sie ihn zu dritt, weil er zu strampeln begann, lautlos, mit wütender Intensität. Er war aber nicht so stark, dass er die drei hätte besiegen können.
„Lasst mich Schiedsrichter sein."
Das wollten sie nicht.
„Er soll den Kommentator machen."
Also bestieg J. eine umgekehrte Kiste. Er hatte ein zusammengefaltetes Papier in der Tasche, daraus formte er eine Flüstertüte, und er schrie hindurch, was ihm einfiel: „Der Libero läuft herbei, es ist nicht seine Aufgabe, aber wozu ist er der Libero, jetzt gibt er einen weiten Pass in Richtung des gegnerischen Tors, dort kann ein Stürmer den Ball unter seine Kontrolle bringen, daraus wird ein gefährlicher Angriff, aber – neeein ... der Torwart kann eingreifen und klärt die Situation ..."
„Hör mal, du!" Die Gruppe stand wieder vor ihm. „Was redest du da! Das ist nicht unser Spiel."
„Das ist doch einerlei", sagte J.
Sie standen einander feindselig gegenüber.
„Das ist doch einerlei", sagte er noch mal. „Warum kann ich nicht mitspielen! Weil die Mannschaft, in der ich mitspiele, verliert. Das ist doch einerlei."
„Wie kann das einerlei sein", sagte K., „im Fußball gewinnt, wer die meisten Tore schießt."
„Das ist einerlei", sagte J. wieder.
Dann wurde er blutrot im Gesicht und schrie: „Kniet nieder, sofort!"
Die Kinder schwiegen. Einer sagte: „Er hat jetzt den Machtwahn."
Die Sonne lag jetzt auf J.s Gestalt. Aber in diesem Moment fuhr ein zurücksetzendes Automobil gegen den hohen Zaun, der unter der Wucht schwankte und zitterte. Und obwohl niemand J. berührt hatte, fiel er, wie getroffen, vornüber und schlug sich die Beine auf.
„Eines Tages werdet ihr wissen, wer ich bin", das rang sich ihm aus dem Mund; aber es war, als ob es nicht seine Stimme sei, die sprach.
„Jetzt kann sich hier die Erde auftun", sagte K., „kommt!", und die Kinder griffen den Ball und liefen fort. Ihr Lärm hallte in den Gassen, die vom Platz fortführten, wider und zerflatterte dann.
In J.s Nähe klang etwas wie nasse Wäsche, die ausgeschlagen wurde. Es waren die Flügel einer Taube, die aufflog.
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